Tabakerhitzer lässt Filter schmilzen

Verschiedene Tabakfirmen versuchen mit Tabakerhitzungsgeräten eine neue Art des Tabakkonsums zu etablieren und dieser den Anschein des «gesunden Rauchens» zu geben. Nun wird bekannt, dass ein Filterelement des iQOS-Gerätes von Philip Morris beim Gebrauch teilweise schmilzt. Zudem zeigen Untersuchungen des Blauen Kreuzes, dass das Filterelement des Tabak-Stick-Filters «HEETS» Polylactid (PLA) enthält.

Tabakprodukte sind gesundheitsschädigend und führen oft in eine Sucht. Wie die Studie der Universität Bern sowie der Universität Lausanne im Jahr 2017 aufzeigen konnte, entsteht auch beim iQOS-Gerät Rauch (Auer et al., 2017).
Nachdem ein Konsument berichtet hatte, dass das mittlere Filterelement des Tabak-Sticks «HEETS» beim Rauchen teilweise geschmolzen sei, untersuchte das Blaue Kreuz Bern einige gebrauchte Tabak-Sticks des iQOS-Gerätes. Um einen Gerätedefekt auszuschliessen, prüfte das Blaue Kreuz die abgerauchten Tabak-Sticks bei drei verschiedenen iQOS-Geräten. Die Ergebnisse waren identisch: Der Mittelteil des Filterelementes schmolz teilweise in sich zusammen. «Dass die Filterelemente schmelzen, löst Unsicherheit und Ängste aus und wirft Fragen zu möglichen Gesundheitsschäden auf. »Zweifelsohne sei der komplette Verzicht auf Tabakprodukte immer noch die beste Entscheidung.» so Markus Wildermuth vom Blauen Kreuz.

Die Untersuchung
Das Blaue Kreuz schickte im April 2017 einem akkreditierten Labor einen ungebrauchten Mittelteil des Filterelementes zur Untersuchung ein. Einerseits wurde via FTIR-Analyse der verwendete Kunstsoff identifiziert. Andererseits wurde anhand der DSC-Analyse die Schmelztemperatur bestimmt. Das untersuchte Filterelement des Tabak-Stick-Filters «HEETS» enthält Polylactid (PLA). Der Schmelzpunkt liegt beim verwendeten PLA bei 166 Grad Celsius. Nicht Gegenstand der Unter-suchungen waren die gesundheitlichen Auswirkungen des iQOS-Konsums.

Gesundheitliche Gefahren bei PLA-Inhalation
PLA ist ein nicht natürlich vorkommender Polyester, der den Grundstoff Milchsäure beinhaltet. PLA-Kunststoffe sind umweltverträglich, da sie von Mikroorganismen abgebaut werden können und beeinflussen keine Lebewesen in negativer Weise. Anders sieht es punkto PLA-Emissionen in der Luft aus. Wissenschaftler vom Illinois Institute of Technology (Azimi et al., 2017) untersuchten sogenannte «Ultrafine particle» (UFP), die beim 3D-Drucken aufgrund der PLA-Erhitzung freigesetzt werden. Die UFP-Messung brachte zum Vorschein, dass während dem Betrieb eines 3D-Druckers bedenkliche Anteile an UFPs in der Umgebungsluft vorhanden waren. Inhalierte UFPs besitzen die Fähigkeit, Gewebe zu durchdringen. So können sie über die Lungenbläschen der Lunge direkt in den Blutkreislauf und von dort in sekundäre Zielorgane gelangen (Hurni, 2016). Der PLA-Ausstoss während dem iQOS-Konsums war nicht Gegenstand der Untersuchung des Blauen Kreuzes. Unabhängige Analysen müssten daher getätigt werden.

Das iQOS-Gerät
Seit August 2015 vertreibt Philip Morris ihr iQOS-Gerät in der Schweiz. Das Gerät erhitzt laut Hersteller den Tabak auf 200-350 Grad Celsius. Eine herkömmliche Zigarette weist eine Verbrennungstemperatur von rund 800 Celsius auf. Die Technologie soll einen authentischen Tabakgeschmack ohne Feuer, ohne Asche und mit weniger Geruch bieten. Die Menge an Schadstoffen soll laut Unternehmens-angaben niedriger sein als bei herkömmlichen Tabakzigaretten.

Quellen
Prüfbescheinigung A17_0451, 24.04.2017
Die Prüfbescheinigung kann bei Bedarf eingesehen werden

Auer Reto; Concha-Lozano Nicolas; Jacot-Sadowski Isabelle;et al. (2017). Heat-Not-Burn Tobacco Cigarettes Smoke by Any Other Name. JAMA International Medicine. Abgerufen am 17.08.2017 unter, https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2628970

Azimi Parham; Fazli Torkan; Stephens Brent (2017). Predicting Concentrations of Ultrafine Particles and Volatile Organic Compounds Resulting from Desktop 3D Printer. Operation and the Impact of Potential Control Strategies. Illinois Institute of Technology. Chicago, IL, USA. Abgerufen am 17.08.2017 unter, onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jiec.12578

Hurni Teuscher Andreas (2016). Nanopartikel – Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen. ETH Zürich. Abgerufen am 17.08.2017 unter, ethz.ch/content/dam/ethz/associates/services/Service/sicherheit-gesundheit-umwelt/files/kursunterlagen-archiv/2018/de/SichererUmgang%20mit%20Nanomaterialien_2018_.pdf

 

Für Rückfragen:
Markus Wildermuth
031 398 14 55
markus.wildermuth@suchtpraevention.org

 

Allgemeiner Kontakt

Blaues Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg

Geschäftsstelle
Zeughausgasse 39
3011 Bern

031 398 14 00